I can’t tell if you’re laughing…there’s a tear in your eyes after each smile…

Juli 10, 2010

der 11. Juli- heute ist es genau ein Jahr seit meinem Unfall. Ich wurde so oft gefragt was ich heute tun werde- schliesslich ist es ein Jahrestag. Soll ich ihn feiern? Den schlimmsten Tag meines Lebens? Von dem ich wünschte dass er nie passiert wäre, der mich aber ständig begleiten wird. Kein Tag ist seitdem vergangen an dem ich nicht daran denken musste, an das Geräusch des brechenden Helms, den Geruch des kalten Waldbodens…den Blick in die Baumkronen. An den einen Moment in dem ich realisiert habe was passiert ist. Weiter komme ich nicht. Was dann kam war für mich und meine Familie am Rande dessen was ein Mensch verstehen, verarbeiten kann. Ich habe es verdrängt…die Zeit im Krankenhaus, die Reha danach. Ich möchte mich nicht mehr daran erinnern, nicht darüber reden.

Kein Tag ist seitdem vergangen an dem ich mir nicht gewünscht hätte es wäre nie so passiert.

Hat es mich verändert? Nein. Hätte es das tun sollen? Nach wie vor tackere ich die Notizblöcke meiner Kollegen zusammen, bin ich der einzige der über South Park lacht, ernähre ich mich von Mikrowellen-Currywurst. Weder bin ich erwachsener noch wesentlich vernünftiger geworden. Aber ich habe in diesem Jahr Menschen kennengelernt die ich sonst wohl nie kennengelernt hätte, neue Freunde gefunden und alte wiederentdeckt. Den Wert einer Familie schätzen gelernt. Bin so oft an meine Grenzen gestossen- manchmal hab ich sie überwunden, manchmal nicht…auch das muss man lernen. Habe Erfahrungen gemacht die ich sonst nie gemacht hätte, die wahrscheinlich einzigartig sind.

Bin ich glücklich? Bin ich unglücklich? Ja, bin ich…manchmal mehr, manchmal weniger. Die Momente in denen ich wirklich glücklich bin, in denen es mir gut geht, genieße ich. Die Momente in denen ich unglücklich bin gibt es auch- öfter als früher.

Dieses Jahr war meine persönliche Frist. Dieser Eintrag wird der letzte in meinem Blog sein.

eightyeight mins

Mai 17, 2010

mein Unterbewusstsein versteht langsam was los ist- selbst in Träumen merke ich dass etwas falsch ist wenn ich laufe, ich korrigiere das dann noch im Traum. Beispiel? Ich steige aus dem Auto, laufe…nach wenigen Metern merke ich dass das nicht sein kann, bitte meinen Bruder mir den Rollstuhl zu bringen. Bis er da ist bleibe ich stehen. Seit 10 Monaten bin ich jetzt nicht mehr gelaufen, und ich kann mich nicht mehr daran erinnern wie es sich anfühlt. Wahrscheinlich hab ich es verlernt, auch wenn ich mich gegen den Gedanken sträube…

Am Samstag bin ich meinen ersten Marathon im Handbike gefahren. Mit einem Durchschnitt von knapp unter 30km/h hab ich nach 1:27:50 gefinished. Auch wenn ich heute noch heftigen Muskelkater habe: ich bin glücklich und stolz dass das geklappt hat!

somewhere between happy…

April 22, 2010

Ich hab auf den Absturz gewartet. An Ostern war es dann soweit: Fieber, Sturz, Probleme, das gute Wetter (mit Mountainbikern, Rennradfahrern überall)…das war alles erstmal zu viel. Ende der Woche war ich fertig, bin in das tiefste Loch seit Schlierbach gefallen.

Und das war gut. Ich hab meine Therapien vernachlässigt (arbeiten war wichtiger), gesundheitliche Probleme verharmlost, mich zu wenig um meine Gesundheit gekümmert. Und die Hoffnung verloren…

Das alles muss ich jetzt wieder in den Griff bekommen. Ich kann nur sagen dass ich grossen Respekt vor jedem hab der eine 40+h-Woche im Rollstuhl hinbekommt ohne sich dabei völlig kaputtzumachen. Ich bin jedenfalls noch weit davon entfernt.

Mit dem Frühling kommen auch wieder die Erinnerungen an die letzten Jahre- so wirklich geniessen kann ich das schöne Wetter noch nicht. Es gibt aber auch wirklich positives: z.B. meine erste Handbiketour in diesem Jahr (nachdem ich mich den ganzen Winter auf der Trainingsrolle gequält hab), und die Tatsache, dass mein eigenes Shark eigentlich in den nächsten Wochen fertig werden sollte.

Nächste Woche werde ich zum ersten Mal einen Rennrollstuhl testen.

let this battle commence

März 25, 2010

irgendwie ging alles zu schnell. Ich bin wieder „im Leben angekommen“. Ich arrangiere mich mit der Situation so gut es geht, habe nie aufgegeben, mich nie gehen lassen. Manchmal bin ich glücklich. Aber es vergeht kein Tag an dem ich mir nicht wünsche wieder laufen zu können, und ich kann mir nicht vorstellen dass sich das je ändern wird.  Manchmal bekomme ich Panik, wenn ich daran denke dass ich mein Leben lang auf einen Rollstuhl angewiesen sein werde, dass es keine Option gibt. Morgens wenn ich aufwache tut es immer noch kurz weh.

Dafür gibt es aber auch immer öfter Momente in denen der Rollstuhl in den Hintergrund rückt, in denen ich mich wohl fühle und zuversichtlich bin. In denen ich weiss dass es sich gelohnt hat, und auch weiterhin lohnt zu kämpfen.

cure for the itch

März 10, 2010

Ich bin beinahe im Alltag angekommen: schlafen, arbeiten, Milch kaufen, waschen, Sport, schlafen.

Heute hab ich mir zwischendrin einen Kindheitstraum erfüllt!! Als persönliches Incentive für die vergangenen Monate. Und weil ich weiss wie schnell sich alles ändern kann…manchmal muss man sowas einfach machen, egal wie unnötig, irrational oder bescheuert es ist….einfach weil es einen zum Lachen bringt.

rumours of my demise have been greatly exaggerated

März 9, 2010

seit letzter Woche arbeite ich wieder- nach sieben Monaten- ohne mich selbst zu loben: ich glaube das ist Rekord. Endlich wieder ein Tagesablauf, eine Struktur…nach ein paar Wochen daheim beginnt man zwangsläufig in den Tag hineinzuleben. Irgendwann ertappt man sich dann in Unterhemd und Jogginghose, Richterin Barbara Salesch schauend auf der Couch. Es wurde Zeit.

Im Rahmen meiner „Wiedereingliederung“ arbeite ich die ersten vier Wochen halbtags, dann 4 Wochen sechs Stunden, dann voll. Die Aufgabe ist interessant, die Kollegen sind super. Und doch fühle ich mich als einziger Rollstuhlfahrer im Gebäude (oder sogar am Standort) etwas wie im Zoo. Die ersten Tage hat es wirklich alles an Selbstbewusstsein gekostet wieder zurück zu kommen. Der Teppich bremst, an allen Drehkreuzen muss ich ewig warten bis mir die Seitentüre geöffnet wird, der Aufzug ist ständig voll, ich komm nicht mehr an die Auswahltaste des Schokoriegelautomaten…am übelsten ist es aber Kollegen zu treffen, die von alledem nichts mitbekommen haben und mich jetzt wiedersehen. Meist sind wir dann beide sprachlos.

a breath of sunshine

Februar 26, 2010

kurz bevor ich wieder anfangen werde zu arbeiten hatten wir dringend Urlaub nötig. Also Dubai. Und wie so vieles war auch Urlaub ja irgendwie eine Premiere. Also hab ich rechtzeitig (2 Tage vor Abflug) Tickets einer namhaften Airline (Oman Air) und zwei Hotels (es gab keins mehr das ein Zimmer für vier Nächte hatte…) gebucht. Um die Vorbereitung perfekt zu machen lag ich am Tag vorm Abflug mit Fieber im Bett, auch am Abflugtag gings mir nicht wirklich gut. Trotzdem Dubai. Fliegen mit Rollstuhl ist…interessant. Ich weiss nicht warum, aber am Flughafen will einen ständig irgendwer schieben, und irgendwie will es keiner so recht glauben dass man wirklich garnicht laufen kann. Da mein Helium nicht ins Flugzeug passt muss ich ihn an der Flugzeugtüre abgeben und auf den „onboard-wheelchair“ umsteigen. Am Zielort sollte der eigene Rollstuhl- getaggt als „gate-delivery“- dann wieder an der Flugzeugtüre stehen. In Muscat (Oman) hat das dann prompt nicht geklappt (…wie unerwartet…), und ich musste mich in einem 100 Jahre alten, stinkenden, rostig-klaprigen geriatrischen Rollstuhl durch die Gegend schieben lassen. Ich war extremst angepisst, nach einer halben Stunde ist mein Helium dann endlich wieder aufgetaucht.

Dubai ist atemberaubend. Nicht atemberaubend schön, und auch nicht atemberaubend interessant, aber atemberaubend grössenwahnsinnig, völlig verrückt. Wir waren viel unterwegs, zu Fuß und mit dem Taxi, haben das „alte“ und das neue Dubai gesehen, waren auf sämtlichen Märkten, in gigantischen Malls, Museen, auf der „Palm“, haben uns verirrt und waren doch irgendwie richtig, und eins ist uns besonders aufgefallen: Araber, Inder, Pakistanis, Iraner starren! Keine „hidden looks“ wie ich es aus Deutschland gewohnt bin, nein…man bleibt auch gerne mal stehen, dreht sich um und starrt als ob es irgendwas umsonst gibt. Rollstuhlfahrer gehören in diesen Kulturkreisen anscheinend nicht in die Öffentlichkeit…wenn dann auch noch eine hübsche blonde Frau dabei ist, ist dem Starren keine Grenze mehr gesetzt. Man wird auch gerne mal für geistig behindert gehalten wenn man im Rollstuhl sitzt ( öffentliche Toilette, ich will mir die Hände waschen, drücke auf den Seifenspender. Araber kommt angerannt, zeigt auf den Seifenspender „nonono…soap…this soap“, zeigt dann auf den Wasserhahn „water there!“…fuck you very much, sir!). Leider war der Burj Khalifa den ich dringend sehen wollte geschlossen: Probleme mit dem Aufzug. Es wäre auch ernsthaft uncool gewesen im 124. Stock zu stranden…

Alles in allem war es ein sehr schöner Urlaub, und wenn mal wieder alles anders war und auch einiges einfach nicht ging war es toll, und ich freue mich auf den nächsten Urlaub…skifahren wollte ich ja auch noch lernen…

MUC

Februar 16, 2010

seit gestern bin ich in München. Kurztrip- ich hätte nie gedacht dass ich so schnell wieder herkomme. Fast zwei Jahre hab ich hier verbracht. Irgendwie ist es seltsam an Orte zu kommen an denen ich das letzte Mal zu Fuss war- eigentlich alles bekannt und trotzdem alles neu. Wenn ich Freunde mit dem Auto abhole und der Rollstuhl auf dem Rücksitz liegt, ist während der Fahrt alles wie immer. Erst beim Aussteigen wird uns dann schlagartig bewusst was sich geändert hat.

„Seltsam“ ist falsch. Es ist surreal. Und es tut weh.

boiled frogs

Februar 11, 2010

Eigentlich wollte ich ein Jahr lang schreiben, aber ich weiss fast nicht mehr was ich schreiben soll. Ich könnte erzählen wie ich trainiere, einkaufen gehe, koche. Wäsche wasche, Handbike fahre, den Müll wegbringe. Oder dass es in der Nähe einen 24h-Supermarkt gibt, und wie abgefahren es ist um 23:30 Milch kaufen zu gehen. Aber dafür gibt es ja schon genügend andere Blogs. Alles wird wieder so normal. In zwei Wochen beginne ich wieder zu arbeiten- nach siebeneinhalb Monaten.

Dass es nicht wie früher ist wird mir jeden Morgen bewusst wenn ich den Rollstuhl neben dem Bett sehe. Nachdem ich in meinen Träumen zu Fuß unterwegs war…

Wie sehr ich mich daran gewöhnt hab merke ich wenn ich unterwegs bin und der Rollstuhl zur Nebensache wird.

a place called home

Februar 1, 2010

seit über einer Woche bin ich jetzt daheim. Ich arbeite noch nicht, bin aber dennoch ganz gut beschäftigt: Therapien, Training, Papierkram (alles was die letzten Monate liegengeblieben ist…und ich bekomme immer noch wöchentlich drei Briefe meiner Krankenkasse). Und ausgedehnte Spaziergänge mit Chrissie…mittlerweile komm ich auch im Rollstuhl ganz gut vorwärts. Ein Sopur Shark S steht im Wohnzimmer auf der Trainingsrolle (und wird täglich genutzt), auch im Fitnessstudio hab ich mich wieder angemeldet. Alles in allem ist es daheim super- ich bin froh nicht mehr im Krankenhaus/ in der Klinik zu sein. Der Winter nervt allerdings…“zu Fuss“macht es wirklich keinen Spass- ständig nasse, kalte Hände, man bleibt in jeder Schneewehe stecken, kommt keinen Bordstein mehr hoch, das Auto und die Wohnung stehen ständig unter Wasser (bzw. Salzsiffe). Hoffentlich taut das bald wieder. Sieht momentan aber nicht wirklich danach aus.

In der Klinik in Schlierbach bin ich auch wieder. Ambulant. Zur Physiotherapie. Sobald ich reinkomme wird mir schlecht- der Geruch von Schlaf, schlechtem Essen und Desinfektionsmittel ist irgendwie noch zu präsent. Jedesmal wenn ich die Klinik verlasse leere ich einen halben Desinfektionsmittelspender.

Im Kino waren wir auch- zum ersten Mal seit sechs Monaten. Ausgerechnet in Avatar- wer ihn gesehen hat weiss weshalb „ausgerechnet“. Nicht dass ich besonders empfindlich wäre, aber ein paar Szenen waren schwierig anzuschauen.