Archive for Oktober 2009

control!

Oktober 27, 2009

Auf der Fahrt von Heidelberg nach Bad Wildbad am Sonntag Abend hat mein linkes Bein gezuckt. Diesmal war es keine Spastik!!

Ich kann seitdem Adduktoren und Innenrotatoren meines linken Beins teilweise wieder willkürlich ansteuern. Nicht besonders kontrolliert, koordiniert oder belastbar, aber das Signal kommt an.

Das Gefühl nach so langer Zeit wieder etwas bewegen zu können- wenn auch nur minimal- ist unbeschreiblich.

moving day

Oktober 26, 2009

Am Wochenende sind wir umgezogen (wurde ich umgezogen?). Ich war in Heidelberg, habe zum ersten Mal unsere neue Wohnung gesehen, und stand inmitten des Umzugstrubels. Es war nicht ganz einfach dazusitzen und zuzuschauen wie Schränke aufgebaut und Lampen aufgehängt werden- bisher war ich eigentlich immer der mit der Bohrmaschine.

Ein riesiges Dankeschön an alle die da waren und geholfen haben, insbesondere auch an meine Mutter und Chrissie, die seit Wochen nichts anderes machen als die Wohnung und den Umzug zu planen!!

Ich hab mich sehr gefreut viele von euch wiederzusehen, sobald ich wieder in Heidelberg bin werde ich natürlich die Einweihungsparty noch nachholen.

In Bad Wildbad geht es mir gut. Ich arbeite viel im Kraftraum, habe Physio- und Ergotherapien, Massagen, Sport, Mobilitätstraining. Am Wochenende ist es hier unglaublich langweilig, deshalb freue ich mich umso mehr dass ich jetzt wieder ein Zuhause habe- seit letzter Woche hab ich auch endlich wieder ein Auto. Sobald es umgebaut (Handbetrieb) ist, bin ich endlich wieder mobiler.

Alles in allem geht es aufwärts.

weight of the world

Oktober 20, 2009

irgendwo am Ende der Welt liegt Bad Wildbad. Ein klaustrophobisch enges Tal, Kälte, Rentner auf Kur, Pensionen die „Bergblick“ heißen, ein ca. 5qm grosses Zimmer mit einem mikro-bad…und trotzdem geht es mir gut. Die Therapien sind sehr gut, es gibt einen Kraftraum und endlich auch wieder ordentliches Essen. Es ist weniger Krankenhaus als bisher.

Am Wochenende war ich mit Chrissie in Karlsruhe…es ist doch sehr gewöhnungsbedürftig alles wieder aus der Perspektive eines 5-jährigen zu sehen. Ansonsten war alles (bis auf die bahnfahrt) eigentlich einigermaßen stressfrei…es war ein schöner Ausflug.

Vielleicht wird alles so langsam wieder etwas „normaler“, vielleicht hab ich so langsam umgedacht, oder lerne mit der Situation umzugehen…jedenfalls verbringe ich weniger Zeit damit mir Gedanken über mein Leben im Rollstuhl zu machen.

Ich lebe es einfach.

Klar, Nackenschläge gibt es immer wieder und die wird es auch immer geben (das gilt für euch genauso). Aber die Wucht lässt nach.

how we survive is what makes us who we are

Oktober 14, 2009

„Fraktur der Brustwirbelsäule“- das hat der Radiologe in Freiburg quer durch den Schockraum gerufen „…mit Querschnitt“. Da war das Q-Wort zum ersten Mal. Hätte ich damals gewusst was mich jetzt erwartet, hätte ich wahrscheinlich losgeschrien. Oder zumindest geheult.

Seitdem sind jetzt über drei Monate vergangen. Drei Monate in denen ich gehofft habe, mutig, verzweifelt und zuversichtlich war. In denen physische und psychische Kämpfe abgelaufen sind, die ich manchmal gewonnen aber auch oft verloren habe.

Drei Monate in denen ich nie aufgegeben habe.

Als ich in Heidelberg angekommen bin, konnte ich eigentlich nur auf dem Rücken im Bett liegen. Nach und nach wurde mir dort alles beigebracht: wie ich vom Bett in den Rollstuhl komme (eine Welt!), wie ich mich selbst anziehe, mich im Rollstuhl richtig fortbewege. Wie ich meinen Körper in den Griff bekomme und auf was ich zukünftig achten muss. Auch wenn das oft harte Arbeit war: es hat sich ausgezahlt, und für die bisherige Dauer der Reha bin ich schon wieder relativ fit.

Letzte Woche wurde ich aus der Klinik entlassen, und wusste nicht ob ich lachen oder weinen soll. Eins ist klar: auch wenn es nur ein kurzer Abschnitt in meinem Leben war, war es der prägendste und intensivste. 

Seit gestern bin ich mitten im tiefsten Schwarzwald, am Ende der Welt zur Anschluss-Reha. Wieder ist alles neu und anders, wieder bin ich ganz am Anfang. Aber es kann nur besser werden.

Nebenbei planen Chrissie und meine Mutter meinen Umzug in Heidleberg. Es fällt mir schwer selbst nur wenig helfen zu können, und es tut weh dass ich meine alte Wohnung nicht mehr sehen werde. Aber ich freue mich auf unsere neue Wohnung, und darauf mit Chrissie zusammenzuziehen.